(Kein) Lipödem am Bauch?

Diese Frage, ob sich Lipödem-Fett auch am Bauch ansammeln kann, beschäftigt die Community schon eine ganze Weile.

Insbesondere Lipödem-Patient*Innen, die bereits eine Lipödem-Liposuktion durchführen ließen, beschrieben eine anschließende Veränderung ihres Körpers. Gewichtszunahme, nicht nur aufgrund der post-operativen Schwellungen.
Die klare Beschreibung ist eine gehäufte Zunahme an (zuvor derart ausgeprägtem) Bauchfett.
Das Auffällige hierbei war jedoch nicht vor allem die neuen Pfunde an der Körpermitte, sondern die Berührungsempfindlichkeit – wie beim Lipödem …

Beitrag vom 27. März 2023
Quelle: CG Lympha @Instagram

Häufig berichten Patientinnen 2 bis 3 Jahre nach der Liposuktion von einer Fettzunahme am Bauch.

Dies ist allerdings nicht auf das Lipödem zurückzuführen: Die Fettzellen, die durch die Liposuktion entfernt wurden, können nicht erneut wachsen.

CG Lympha (Instagram Post vom 27. März 2023)

Aktueller Stand der Medizin ist: wurden in einem Bereich Lipödem-Fettzellen entfernt bzw. amputiert können diese dort nicht erneut wachsen.
Wurde beispielsweise an der Unterschenkeln-Rückseite eine Lipödem-Liposuktion gewissenhaft und sorgfältig durchgeführt, werden die auf diese Weise entfernten Zellen nicht erneut wachsen. Klar, denn was einmal entfernt wurde, ist es halt raus!

Doch können sowas wie krankhaft veränderte Lipödem-Fettzellen in dem Bereich NEU entstehen?

Bis heute scheint es sehr unklar zu sein, wie und wodurch genau Lipödem entsteht bzw. ausgelöst wird und warum es die Körperstellen Beine und (Ober-)Arme
Wodurch wird dementsprechend ausgeschlossen, dass keine neuen Lipödem-Zellen entstehen werden?

Liegt das an dem durch eine Lipödem-Liposuktion vernarbtem Gewebe unter der Haut?

Liposuktion hinterlässt seine Spuren

Wir alle wissen wie robust und fest und auch irgendwie wild Narbengewebe sein kann. Wir alle haben sicherlich hier oder da am Körper eine helle, vernarbte Stelle. Eine Narbe als fleischgewordene „Erinnerung“.

Meine Erfahrung mit „unschönen Erinnerungen“ aka wulstig verwachsenen Narben geht sogar soweit, dass ich mir diese Narben chirurgisch habe entfernen lassen, mit Ausblick auf ebenmäßigeres Narbengewebe statt einer Narbenwulst.

Denn so sehen schon recht viele Narben aus: wild, wulstig und wirr.

Das wird unter der Haut auch nicht viel besser verheilen, wenn mit einer chirurgischen Liposuktions-Kanüle großflächig darunter erst aufgeschwemmt und dann abgesaugt wird. Davon gehe ich aus, wenn ich mich an die Bilder der wirklich üblen Blutergüsse nach Lipödem-Liposuktionen erinnere, die schon oft gepostet und geteilt wurden. Auch die Post-OP Bilder von eher schlaffen Oberarmen und delligen Oberschenkeln, verstärken meinen Eindruck – wenn keine zusätzliche Hautstraffung direkt erfolgt ist.

Gehen wir also davon aus, dass durch eine Lipödem-Liposuktion unter der Haut – also dort wo Lipödem-Fett abgesaugt wird – sich viele Narben über eine große Fläche entwickeln können, dann werden diese Narben vielleicht auch genauso wild, wulstig und wirr verheilen wie an anderen Körperstellen auch.
Das ist eine möglich. Absolut.
Denn auch die beste Wund- und Narbenpflege verhindert Narbenbildung nicht.

Da stellt sich mir doch die Frage:

Können aufgrund der post-operativen Vernarbung unter der Haut Lipödem-Fettzellen woanders im Körper vorkommen?
„Wandert“ das Lipödem deshalb an andere Stellen?

Das Lipödem “wandert” auch nicht in anderen Regionen wie den Bauch.

Zumal am Bauch ohnehin kein Lipödem auftreten kann.

Das bedeutet, dass die durch die Liposuktion neu entstandene Figur permanent bestehen bleibt – es sei denn, die Patientinnen nehmen durch Faktoren wie dem normalen Alterungsprozess, mangelndem Sport oder eben auch einer falschen Ernährung zu.

CG Lympha (Instagram Post vom 27. März 2023)

Die Kommentare der Community hierauf sprechen eine eindeutige Sprache: Unverständnis.

Obwohl der Post innerhalb eines Tages bereits knapp 100 Likes (Stand: Ende März 2023) bekommen hat, gibt es nicht nur positives Feedback. Auch ein paar Un-Follows weren in den Kommentaren klar ausgesprochen.

Auch in den Kommentaren zu finden sind Verweise auf internationale Annahmen der Lipödem-Forschung, die andere Perspektiven auf Post-operatives Lipödem-Fett und andere Einstellungen zum Krankheitsbild Lipödem vertreten als die deutschen Kollegen der CG Lympha.

Schöne, HEILE Welt ?

Doch, was macht das eigentlich mit uns, wenn wir davon überzeugt sind, dass etwas so ist wie es ist und dann soll alles doch ganz anders sein …

Wir kennen doch unseren Körper. Spüren ihn. Fühlen uns.

Es ist keine Seltenheit mehr, dass mehr und mehr Frauen (vorrangig nach Lipödem-Liposuktionen) davon berichten, dass sich auch andere Körperbereiche sich in Haptik und Wahrnehmung verändert hätten. Dass es sich für sie anfühlt, als wäre dort auch Lipödem-Fett. Als wäre es dorthin „gewandert“, als hätte es sich dorthin ausgebreitet.
Soll das alles nur Einbildung sein?

Was macht das mit uns, wenn eine Instanz wie die Medizin uns unsere subjektiven Beobachtungen und Gefühle objektiv, fachlich abspricht?

Wo hört medizinischer Forscherdrang auf und wo beginnt dadurch persönlicher Leidensdruck?

Good News: einen Schritt vor, zwei zurück

Im wahrsten Sinne des (Sprich-)Wortes!

Eine wichtige Übung, die ich jedem empfehlen kann: Aushalten. Abstand gewinnen.
Denn wenn uns etwas wichtig ist, wenn wir emotional investiert sind, dann fällt es uns oft schwer genügend Abstand zu einer Sache oder einem Inhalt, zu behalten. Wenn Emotionen involviert sind, wird es persönlich. Gefühle an, Kopf aus. Sachlich bleiben, ist dann nicht mehr.

Da braucht es etwas Abstand!

Raus aus der „Das regt mich auf!“-Spirale, weg vom reaktiven Verhalten.
Weg von: Ich muss sofort was dazu sagen oder schreiben und all den plötzlich aufbrodelnden Gefühlen in mir freien Lauf lassen.
Hin zu: einen Schritt vor, erkennen, dass unsere Gefühle aufgewühlt sind, zwei Schritte zurück, durchatmen, die Gefühle sich abkühlen lassen, ruhig nachdenken und dann (re-)agieren.

Wozu das gut ist, fragst du dich jetzt?

Ich erkläre dir das gerne anhand eines bildchen Vergleichs:
schau mal, wenn du einen Topf voll randvoll mit Wasser auf den Herd stellst, ist das Wasser darin ruhig.
Lässt du das Wasser in dem Topf nun aufkochen, fängt es irgendwann an zu blubbern und zu brodeln. Erst ganz leicht, mit kleinen Bläschen, dann etwas mehr und irgendwann kocht das Wasser so stark, dass die Blasen das Wasser im Topf zum Überlaufen bringen. Es spritzt und zischt und wenn wir in diesem Moment hektisch den Topf von der heißen Herdplatte ziehen, schwappt und ganz sicherlich das kochend heiße Wasser über die Hände und wir verbrennen uns daran.
Das ist schlimm & schrecklich schmerzhaft!

Hätten wir einen Moment gewartet, die Hitze am Herd ausgeschaltet und aus sicherer Entfernung beobachtet bis sich das Wasser im Topf wieder etwas beruhigt hat und es dann erst von der noch erhitzten Herdplatte gezogen, hätten wir uns sicherlich nicht verbrannt.

Darum: einen Schritt vor, zwei Schritte zurück – erkennen, dass die Gefühle in uns brodeln; durchatmen, die Gefühle sich abkühlen lassen, ruhig nachdenken und dann erst (re-)agieren.

Und bei allem was Du tust – tu es für dich! ❤️
Du bist wundertoll.

Dieser Blogpost dient ausschließlich Bildungs- und Unterhaltungszwecken.
Er ist nicht als Ersatz für den Rat eines Arztes oder anders qualifiziertem Fachpersonal gedacht.

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